Mittwoch, 23. Dezember 2009

IHR LIEBEN, MERRY CHRISTMAS - FROHE WEIHNACHTEN


AUS DER FERNE WÜNSCHEN WIR EUCH ALLEN GESEGNETE WEIHNACHTEN!
BEI PLUS 20 GRAD BACKTEN DIE KINDER HEUTE IN DEHLI WEIHNACHTSPLÄTZCHEN IM GARTEN, EBEN HABEN WIR MIT KATHARINA UND OSKAR DIE PERFEKT GEWACHSENE INDISCHE EDELTANNE GESCHMÜCKT, DER ROTWEIN SCHMECKT UND IM HINTERGRUND LAUFEN SCHLAGER. HERRLICH - UND DAS ALLES OHNE WEIHNACHTSSTRESS.

WIR WÜNSCHEN EUCH EINEN FRÖHLICHEN UND SCHÖNEN WEIHNACHTSABEND

EURE ARIANE, ERIK MIT NICOLETTA, ALEXIA UND ANTONIA

Dienstag, 22. Dezember 2009

1.12.-11.12.2009 Namasté – Sam Sam = Seid gegrüßt - Let’s Go





Wir landen in Kathmandu auf dem recht überschaubaren Flughafen und erledigen die Einreiseformalitäten in wenigen Minuten. Auch hier zeigt sich, dass wir das Visum auch binnen weniger Minuten am Flughafen bekommen hätten, die in der Reiseliteratur empfohlene Warterei am Frankfurter Konsulat also nicht notwendig war. Von Mt. Everest und Himalaya ist nichts zu sehen, die Stadt liegt im Dunst.

Nach 4 Tagen Kolkatta ist Kathmandu – mit seinen gut 1 Mio. Einwohnern - eine wahre Erholung. Von allem gibt es hier weniger: Weniger Menschen, weniger Verkehr, weniger Tuk-Tuks, weniger Lärm, weniger Müll. Begrüßt mit Blumenkette sind wir nach ca. 20 Minuten Fahrt im leicht sozialistisch angehauchten Hotel und machen vor Dunkelwerden noch einen kleinen Spaziergang durch die „City“. Die Stadt hat keine Kanalisation, das Wasser wird in Tanklastern angeliefert und viele Strassen sind nur spärlich ausgebaut. Andererseits erschlägt uns der Besuch im nächstgelegenen Supermarkt geradezu, es gibt nach nun 9 Wochen Reise plötzlich und erstmalig alle westlichen Produkte wie z.B. Nutella, Frosties, Snickers und Mars in Fülle und mit noch aktuellem Verfallsdatum. Augen und Magen erfreuen sich an dem Bekannten. Im nahegelegenen Restaurant/Kaffee bekommen wir einen interessanten Eindruck von den Essgewohnheiten der Nepalesen: Schwarzwälderkirschtorte wird parallel zu Pommes, Huhn und Reis gegessen. Wir freuen uns zwar am Anblick der Torte, bleiben jedoch bei Reis & Ketchup.

Der nächste Tag gilt den kulturellen Highlights dieser bunten Stadt. Tempel verschiedenster Glaubensrichtungen werden, diesmal sogar mit Guide (vielleicht schließen wir uns doch mal unseren Studiosusfreunden an...), abgeklappert. Erster Stopp ist die Svayambhunath-Stupa in Bodnath ist das bedeutendste buddhistische Heiligtum des Kathmandu-Tals. Pilger aus ganz Nepal und Tibet umwandern die Stupa betend und ständig murmelnd „Om mani padme hum“ auf Deutsch „Oh du Kleinod in der Lotusblüte“ und drehen dabei die über 211 Gebetstrommeln. In den unterschiedlichsten Positionen (kriechend und manche sogar liegend) umrunden die Buddhisten die Stupa. Eine ruhige besinnliche Stätte kann man den Platz nicht nennen. Die beiden großen Mädels schließen sich dem „Om mani padme hum“ an und drehen an den Gebetsmühlen. Ob sie wirklich wissen, was sie tun? Die Pilger scheint es nicht zu stören. Die Stupa ist umgeben von Rasthäusern, Wohnhäuser, Souvenirläden und weiteren tibetischen Klöstern. Ein Platz voller Leben und über allem wachen die auf den Stupaturm gemalten Augenpaare des Buddha.



Nächster Stopp ist der Pashupati-Tempel im kleinen Deopatan, einem Stadtteil von Kathmandu. Dieser Tempel im Nordosten der Stadt am Bagmati Fluss ist eine der bedeutendsten hinduistischen Heiligtümer. Ein reges Treiben ereilt uns. Kinder spielen auf der einen Seite des schmalen und wie üblich recht verdreckten Flusses Fußball – natürlich barfuss – auf der anderen Seite verbrennen Familien ihre Verstorbenen. Diese rituelle Handlung sieht nicht nach Trauerfeier in unserem Sinne aus, eher herrscht ein geschäftiges Treiben. Der Reihe nach werden zur Verbrennung anstehende Leichen antransportiert, in Abständen von ca. 30m sind Scheiterhaufen vorbereitet, die auf den nächsten „Kunden“ warten. Mittendrin sammeln Kinder die restlichen „Spendengelder“ aus dem Fluss und gönnen sich gleichzeitig ein Bad. Auch die genutzten, aber noch nicht vollständig verbrannten Holzscheite werden wieder eingesammelt und weniger gut situierten Familien für deren Bestattung verkauft. Dann wieder tragen die Anverwandten eine in weißes Leinentuch gewickelte Leiche heran, legen sie auf den Scheiterhaufen, umrunden den Toten mehrfach und zünden ihn schließlich an; meist tut dieses der älteste Sohn. Alles erscheint aus der Ferne ziemlich unbeteiligt von statten zu gehen, Sohnemann steht unbeteiligt oben ohne in Jogginghose am Scheiterhaufen und auch die anderen Trauernden nehmen nicht so richtig Anteil am Prozedere. Wenn auch für uns in vielerlei Hinsicht fremd, so ist es doch spannend und gehört eben in Indien bzw. bei den Hindus zum täglichen Leben. Noch heute diskutierter Schwerpunkt des Besuches dieser Anlage für Antonia ist der Affe, der ihr zu ihrer großen Empörung frech den Keks aus der Hand klaut.





Im weiteren Verlauf unseres Tempelbummels treffen wir auf sog. Heilige Männer, alt und weise aussehende Asketen, die ihr Leben primär den Göttern widmen, heiliges Wissen bei sich Tragen und sich wahrscheinlich am Abend über die Touristen amüsieren, die nach einem kleinen Obolus photographierend vorbeiziehen. Die Mädels wundern sich, wie man so lange verfilzte Haare bekommen kann und warum die Männer solch verknitterte Haut haben, ganz geheuer sind sie ihnen nicht. Recht schnell offenbart sich uns doch eine vorhandene weltliche Ader, denn wir werden gefragt, ob wir ihre von Touristen zugesteckten Euromünzen in Ruppies umtauschen könnten. Als alter Finanzer versucht Erik ihnen einen für uns vorteilhafteren Kurs anzubieten, aber sie kennen recht genau den aktuellen Tauschkurs und so wird es für beide Seiten ein faires Geschäft.




Die Kleingruppe der „Pseudo-Studiosus“ zieht nun weiter in das ca. 16km entfernte Bhakatapur (Stadt der Gottergebenen) an der alten Handelstrasse zwischen Indien und Tibet. Die autofreie, dicht besiedelte Altstadt ist geradezu ein Idyll. Es herrscht eine herrlich entspannte Atmosphäre, in der mittelalterlichen Stadt lassen wir uns treiben. Im Café Nyatapola – angeblich früher eine Herberge einer lokalen Gottheit - essen wir auf der Aussichtsterrasse Mittag und genießen den Überblick über den Taumadi-Platz und die beiden ihn umgebenden Tempel Nyatapole Tempel sowie den Bhairava Tempel. Für die Kids gibt es mal wieder super Pommes, die sogar aus ganzen Kartoffeln gemacht werden. Besonders Ariane könnte gerne noch länger bleiben aber der Guide drängt zum Aufbruch, da wir aufgrund des andauernden Streiks der Tankwärter und damit verbundener kilometerlange Schlangen der auf Benzin wartenden Autos die Dauer der Rückfahrt schwer einschätzen können. Grundsätzlich wird in Nepal oft und regelmäßig gestreikt, meist mit Ansage und für viele verschiedene Ziele. Gerade jetzt z.B. fordern die politisch starken Maoisten die Separation Kathmandus und haben schon mal pro Forma eine Bezirksregierung definiert.






Am nächsten Tag geht es durch tolle Landschaft in sechstündiger Autofahrt nach Pokhara in Richtung Trekking. Einzig Alexia genießt diese Fahrt leider wenig, bei längeren und kurvigen Touren wird ihr doch häufig schlecht. Pokhara als alter Hippieort der 70er ist inzwischen touristisch besser erschlossen als mancher Skiort: die Haupttrasse bietet alles, was der Trekker-, Wander- und Outdoorfreak benötigt, natürlich geordnet nach den bekannten westlichen Marken, wobei es sich ob der Preise eher um Plagiate handelt. Uns erscheint die Fülle der Produkte im Verhältnis zur Kundschaft stark überdimensioniert, die Saison ist fast vorbei und wir genießen die Ruhe dieser idyllischen Stadt am See.

Unsere 5-Tage Trekkingtour am Fuße der Anapurna Gruppe ist sicher eines der Highlights unserer Reise. Mit einer Entourage aus 12 Leuten, bestehend aus Guide, Trägern und mobiler Küche verbringen wir herrliche Tage. Nach dem Start am Pokhara See geht es hoch zur Peace Pagode, durch einsam gelegene kleine nepalesische Dörfer und vorbei an Frauen, die auf den Reisfeldern arbeiten. Dann wieder durch herrlichen verwachsenen Urwald. Höchster Punkt ist der Panchasé mit knapp 3000m, nicht gerade der Mt. Everest aber mit den Mädels wollten wir nicht zu hoch. Die abwechslungsreiche Landschaft, der tolle Ausblick auf die Schneeberge und viele nette Begegnungen entschädigen uns für diesen kleinen Kompromiss. Die Kinder haben als großen Luxus jeweils einen Träger, der bei Bedarf einspringt. Sobald Müdigkeit erahnt wird, nehmen die schicken drahtigen Jungs sie gerne auf die Schultern, eine Win-Win Situation für alle Beteiligten: Wir genießen in Ruhe und ohne ständige Pausen die Natur und die Mädels nicht immer motivieren und betüteln zu müssen, die jung dynamischen Nepalesen haben großen Spaß mit unseren Blondinen und die Kids sind froh, dass sie nicht wie üblich Laufen müssen. Alles wird uns abgenommen, Zelt- und Küchenteam ziehen voraus und überholen uns mit ihrem schweren Gepäck in einem Affentempo – klischeehaft und ungeachtet jeglicher Bodenveränderungen in Badeschlappen. Mittags wird stets mitten in der Natur das köstliche Essen für uns zubereitet, abends bei Ankunft steht das Zelt bereits am perfekten Scenicspot, die Berge im Blick und die Küche bereitet schon das Abendessen vor. Das Küchenteam hat einen super Menuplan für die kids zusammengestellt. Mal wieder gibt es herrliche Pommes aus frischen Kartoffeln, Thunfisch in Tomatensauce, jede Menge Reis und als kulinarisches Highlight für die Mädels Pop-Corn in Massen- und das alles in einer mobilen Küche gekocht. Lange haben wir nicht so westlich gegessen.

Das schlafen im Zelt macht uns allen großen Spaß, beim allabendlichen Whiskey bei Kerzenschein und eine Nacht sogar bei Vollmond mit Blick auf den Anapurna II sind wir beide uns einig, dass wir auf alle Fälle noch einmal eine Trekkingtour oder Mountainbiketour ohne Kinder hier machen werden. Die Stimmung ist durchweg gut. Die Mädels genießen das Rumtoben, Stöckesammeln und die Bespaßung durch die Nepalesen. Die kühleren Temperaturen stören sie nicht, natürlich sind sie froh, das es jeden Tag nur „Katzenwäsche“ gibt, das regelmäßigen Händewaschen („Washi-Washi“) wird bald zum lustigen Ritual zwischen den Mädels und unseren Guides. Alle sind traurig, als die letzte Nacht im Zelt anbricht und die Planung für entsprechende Taunustouren steht bereits. Auch Nicolettas Geburtstags-Nachfeier soll möglichst im Zelt stattfinden.

Den letzen Tag in Kathmandu nutzen wir für einen Flug entlang des Mt. Everest, um ihn wenigstens einmal gesehen zu haben. Nach viel zu kurzer Zeit ist unser kleiner Urlaub vom Urlaub in Indien zu Ende. 30 Std. Reisezeit stehen bevor, bis wir in Gauhati Katharina und Oskar und ihre beiden Mädels Carlotta und Maurizia treffen.